Ich bin angekommen...

Seit Monaten träume ich davon, wieder frei zu sein. Es geht mir dabei nicht um das dunkle Loch in dem ich gefangen gehalten wurde oder um die vielen Tage, in denen mir mein eigenes Blut in den Mund rann, mein Körper brannte und sich meine Gedanken nur noch um Schmerz drehten. Vor allem geht es um den einen Moment, der alles erträglich machen soll. Sie haben mich gefunden. Damals wie heute.

Damals war es ein Waldlauf, der mir zum Verhängnis werden sollte. Ich war noch gar nicht so tief in den Wald hineingelaufen, als mich ein Ast an der Schläfe traf und ich zu Boden ging. Erst glaubte ich nicht aufgepasst zu haben, doch als mich zwei Hände an den Fußknöcheln und zwei weitere an den Handgelenken packten, wusste ich, was mich erwartete. Doch ich sollte am eigenen Leibe erfahren, dass ich keine Ahnung hatte.

Heute bin ich wieder frei. In gewisser Weise. Ich stehe vor einer Tür und warte darauf, es zu Ende zu bringen. Aber ich weiß, dass ich nicht allein bin. Sie sind mir bis hierhin gefolgt. Ich habe ein Auto gehört und Schritte. Das heißt, sie wissen, was ich getan habe.

Doch für mich macht es keinen Unterschied, dass sie mich gefunden haben. Ich öffne die Tür zu meiner Rechten. In dem Treppenhaus dahinter, steige ich eine Treppe empor. Ich blicke auf meine Hände hinab, die das Messer halten, dessen Klinge schon Tage zuvor, die Schlagader eines meiner Peiniger gefunden hatte. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, es zu reinigen. Sein Blut ist meine Bestätigung und es gibt nur noch eins zu tun. Er öffnet. Sieht mich für einen kurzen Moment überrascht an. Vielleicht sehe ich etwas wie Reue in seinen Augen, aber dafür ist es zu spät. Er sinkt nieder und mein Messer in seiner Brust mit ihm. Hinter mir höre ich sie die Treppe heraufkommen. Das Blaulicht pumpt in regelmäßigen Abständen durch die Flurfenster, im selben Rhythmus wie das Blut aus seiner Wunde. Ich warte geduldig, bis sie mich ergreifen, denn ich weiß, dass ich nun endlich angekommen bin.